Die Grundannahmen
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) gehört zu den wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren. Sie wird in der Regel von den Krankenkassen finanziert, sofern durch den Psychotherapeuten/die Psychotherapeutin nachvollziehbar begründet werden kann, dass sie bei einer vorliegenden psychischen Erkrankung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer hinreichenden Besserung der bestehenden Symptomatik führt.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist ein psychoanalytisch begründetes Verfahren, welches aus der Psychoanalyse Sigmund Freuds hervorgegangen ist. Eine wesentliche Grundannahme dieser Therapierichtung ist, dass dem Menschen ein großer Teil seines Seelenlebens nicht bewusst ist, dass dieses so genannte Unbewusste jedoch stets in das gegenwärtige Erleben, die eigene Wahrnehmung des Selbst und der Umwelt sowie in die aktuellen Beziehungen und das eigene Verhalten hineinwirkt.
Gerade während wichtiger Entwicklungsphasen in der Kindheit kann es durch bestimmte Umweltbedingungen und zwischenmenschliche Erfahrungen zur Ausbildung grundlegender unbewusster Konflikte in der Psyche eines Kindes kommen. Häufig gelingt es dem Kind, und später dem Erwachsenen, dann jedoch über lange Zeit, diese inneren Spannungsfelder durch die Ausbildung bestimmter Denk- und Verhaltensmuster immer wieder aufs Neue zu bewältigen und sie mehr oder weniger unbewusst zu halten. Eine zunächst sehr hilfreiche Strategie!
Diese Lebens- und nicht selten auch Überlebensstrategien, die in früheren Jahren einmal hilfreich waren, stellen sich im Laufe des weiteren Lebens mit seinen Veränderungen jedoch häufig als nicht mehr passend und sogar als hinderlich heraus, was sich beispielsweise in vermehrt sich wiederholenden leidvollen Erlebensweisen, Schwierigkeiten in Beziehungen und problematischen verfestigten Verhaltensweisen zeigen kann.
Kommt dann irgendwann noch ein einzelnes belastendes Ereignis oder auch eine Häufung belastender Lebensereignisse hinzu, kann es zum Zusammenbruch aller bisherigen Bewältigungsstrategien und zur Entstehung psychischer und/oder körperlicher Symptome kommen, welche ein Weiterleben wie bisher unmöglich machen.
Meist ist dies der Zeitpunkt, an dem der oder die Betroffene beginnt, über die Inanspruchnahme psychotherapeutischer Unterstützung nachzudenken.
Der psychotherapeutische Ansatz
Bei allem Leiden, welches Symptome und offenkundige Schwierigkeiten verursachen, verweisen gerade diese bei genauer Betrachtung vor dem Hintergrund der eigenen Biographie gleichzeitig in der Regel auf den unbewussten zugrunde liegenden Konflikt und damit auf eine innere Not und können als Sprache des Unbewussten verstanden werden. Damit erhalten sie eine Bedeutung und einen Sinn!
In einer Psychotherapie wird es unter anderem darum gehen, gemeinsam zu klären, zu verstehen und zu erarbeiten:
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie hat somit zum Ziel, durch eine genaue Klärung der aktuellen Symptomatik und der auslösenden Situation, durch ein Verstehen der Zusammenhänge zwischen gegenwärtigem Erleben und Erfahrungen aus der Vergangenheit, vorhandene unbewusste innere Konflikte bewusst werden zu lassen, um sie zu verstehen, bearbeitbar zu machen und in der Gegenwart sowie in der Zukunft hilfreiche und angemessenere Wege der Bewältigung zu finden.
Das Verstehen dieser Zusammenhänge zwischen eigener Geschichte und Gegenwart kann zu einem besseren Selbst-Verständnis, einer besseren Selbst-Beziehung und damit auch zu verbesserten Beziehungen zu anderen Menschen führen. Die Symptome als Ausdruck des Unbewussten können überflüssig werden, da an ihre Stelle die bewusste Äußerung der hinter ihnen liegenden Bedürfnisse und Wünsche sowie Ihres Selbst treten können.
Der Ablauf
Die Gespräche in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie erfolgen im Gegenübersitzen. In der Regel finden Therapiesitzungen einmal pro Woche für 50
Minuten statt.
In einem Erstgespräch, der so genannten Psychotherapeutischen Sprechstunde, findet ein ausführliches Anamnesegespräch und eine erste diagnostische Einschätzung Ihrer Problematik statt. Hier gilt
es zu klären, ob überhaupt eine Psychotherapie angezeigt ist, und falls ja, ob das Verfahren der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie hilfreich und Erfolg versprechend erscheint.
Sollte dies nicht der Fall sein, werden alternative Unterstützungs- oder Behandlungsmöglichkeiten besprochen. Unter Umständen können hier noch zwei weitere Termine anschließen, in denen eine
weitergehende Diagnostik erfolgt.
Erscheint eine tiefenpsychologische Behandlung indiziert und ist in absehbarer Zeit ein Psychotherapieplatz frei, erfolgt in bis zu vier so genannten Probatorischen
Sitzungen eine weiter gehende Überprüfung der Passung zwischen Therapeutin und Patient/Patientin sowie eine genauere Festlegung der Therapieziele, welche konkret und realistisch sein
müssen.
Kommt es hier zu einer Einigung auf eine gemeinsame psychotherapeutische Arbeit, erfolgt ggf. die Antragstellung auf Kostenübernahme einer bestimmten Anzahl von Therapiesitzungen bei Ihrer
Krankenversicherung.
Der Fokus der Behandlung wird auf Ihren umgrenzten Schwierigkeiten und Konflikten in der Gegenwart liegen, wobei wir zum Verständnis dessen, was Sie "im Hier und Jetzt" in Bezug auf sich selbst und in Ihren Beziehungen erleben, gemeinsam immer wieder einmal in Ihre Vergangenheit zurückblicken und Biographisches betrachten werden.